Am Dienstag, dem 20. Oktober 2015 wurden die aktuellen Auflagenzahlen der deutschen Publikumspresse (Zeitungen und Zeitschriften) von der IVW publiziert. Sie zeigen das durchschnittliche Resultat des dritten Quartals 2015. Wie gewohnt, konzentrieren wir uns auf die Performance der für die Uhren-Branche relevanten Titel. Eine dementsprechend zusammengestellte Datenübersicht können Sie hier herunterladen. Wie üblich präsentieren wir dort auch Titel, die nicht zur IVW-Prüfung angemeldet sind, aber unserer Kunden interessieren.
In der Systematik unserer Übersicht werden standardgemäß die aktuellen Quartalswerte mit denen des jeweiligen Vorjahresquartals verglichen. Die Indexwerte stellen also die Relation der Verkaufsergebnisse zwischen Q3/2015 und Q2/2014 dar. Für eine schnelle Orientierung sind Abweichungen um mehr als zehn Prozent farblich gekennzeichnet; hohe Zuwächse in Grün, große Verluste in Rot.
Wie schon beim Überblick der letzten Quartalsergebnisse bleibt der rückläufige Trend offensichtlich. Sowohl der Gesamtverkauf wie auch die in der werbetreibenden Wirtschaft als „harte Auflage“ bezeichnete Teilsumme aus Einzelverkauf (Einzelhandel, Kioske, Bahnhofsbuchhandel etc.) und Abonnement sind weitgehend im Minus, nicht selten auch deutlich über der oben genannten Zehn-Prozent-Marke.
Die Verluste bei den überregionalen Tages- und Wochenzeitungen haben sich fortgesetzt, man muss fast von einer Eskalation sprechen. Die Flagschiffe F.A.Z, Bild und Welt verlieren ebenso wie ihre Sonntags-Pendants massiv: Bild muss im Vergleich zum Vorjahr über zehn Prozent seiner „harten“ Verkäufe abgeben und verliert damit in der Summe aus Abonnements und Kiosk über 227.000 Käufer! Mit einem MInus von 14,5 Prozent hat die Welt (inkl. ihrer Kompakt-Ausgabe) binnen Jahresfrist die mit Abstand höchsten relativen Verluste bei den überregionalen Tageszeitungen hinzunehmen – dabei schlägt auch der Rückgang am Kiosk mit 30 Prozent(!) extrem durch. Da die Verantwortlichen der F.A.Z. gleichzeitig noch die Bordauflage und die sonstigen Verkäufe deutlich gekappt haben, muss die große Tageszeitung aus Hessen über 13 Prozent seines Gesamtverkaufs abgeben und verliert damit im Durchschnitt des Quartals seit dem Vorjahr mehr als 40.000 Exemplare.
Das Handelsblatt ist mit minimalen Zuwächsen (plus 3 Prozent im Gesamtverkauf bzw. plus 0,3 Prozent in der „harten“ Auflage) eine absolute Ausnahmeerscheinung bei den überregionalen Tageszeitungen. Bei den Wochenzeitungen darf sich die Zeit mit insgesamt (-0,1%) und auch im „harten Sektor“ (-0,6%) nahezu stabilen Verkäufen als Sieger des Segments fühlen.
Einzig positiv zeigen sich bei allen Tages- und Wochenzeitungen die ePaper-Verkäufe, welche bekanntlich im Gesamtverkauf eingerechnet werden und mit einem „davon“-Ausweis gesondert in der Statistik angegeben sind. Die Zuwächse bewegen sich hier zwischen 25 und 100 Prozent, substituieren aber natürlich anteilig auch die Verkäufe der traditionellen Print-Ausgaben.
Im Gegensatz zu den Vorquartalen lässt sich keine außergewöhnliche Stärke oder Schwäche einzelner Zeitschriften- und Zeitungssegmente hervorheben. Tatsächlich zieht sich die schwierige Gesamtentwicklung durch die komplette Print-Branche. Mit Mühe lassen sich im Bereich der qualitativen Frauentitel zwei bemerkenswerte Magazine ausmachen: Elle, weil dort immerhin die Zahl der Abonnements um 30 Prozent auf nunmehr 25.644 Exemplare zugelegt hat. Bei Harper’s Bazaar ist zwar noch kein Vorjahresvergleich möglich, weil der Titel erst seit dem zweiten Quartal 2015 in der IVW gemeldet wird, jedoch zeigt das 10mal jährlich erscheinende Magazin immerhin leicht steigende Tendenz im umkämpften Segment und verkauft dabei nun insgesamt 85.509 Exemplare. Auch bei den Wirtschaftsmagazinen kann man bei Betrachtung einzelner Vertriebssparten den ein oder anderen positiven Ausreisser identifizieren: Capital und das Manager Magazin konnten ihre Einzelverkäufe um zehn bzw. 36 Prozent steigern. Dagegen verliert im selben Segment Impulse beim Gesamtverkauf vier Prozent, obwohl die Anzahl der Bordexemplare seit dem Quartal II/2014 korrigierend auf 20.000 Exemplare gesteigert und damit mehr als verdoppelt wurde.
Besonders zu erwähnen ist die erkennbare strategische Maßnahme bei der Cosmopolitan: sowohl im Lesezirkel wie auch bei der Bordauflage wurde die Lieferung der Standardausgabe gegen die im verkleinerten Format erscheinende und günstiger zu produzierende Pocket-Ausgabe ausgetauscht.
Aufgrund ihrer Bedeutung wollen wir auch die aktuellen Magazine nochmals unter die Lupe nehmen. Die Nachrichtenmagazine Spiegel und Focus erscheinen seit Jahresbeginn bekanntlich nicht mehr am Wochenbeginn sondern samstäglich. Der anfänglich sehr erfolgreich anmutende Effekt dieser Maßnahme hat sich zwischenzeitlich aber komplett nivelliert: Focus konnte zwar die Zahl seiner Abonnementen mit 182.538 Exemplaren weitgehend stabil halten, musste aber am Kiosk über 9 Prozent seiner Verkäufe abgeben: nur noch 75.947 Exemplare wurden im Quartalsdurchschnitt vom nunmehr weitgehend in Berlin geschriebenen Nachrichtenmagazin abgesetzt. Der Spiegel bleibt zwar unangefochten der größte Nachrichtentitel, doch verliert das Hamburger Magazin sowohl im Einzelverkauf (minus 4,4 Prozent auf knapp unter 250.000 Expl.) wie auch bei seinen Dauerbeziehern im Abonnement (minus 6,1 Prozent auf noch 385.815 Expl.). Bei den Bordexemplaren hat der Verlag den Rotstift angesetzt: zehn Prozent der bisherigen Spiegel-Menge ging im dritten Quartal weniger als vor einem Jahr in die Luft. Auch die Situation beim Stern ist problematisch: das am Donnerstag erscheinende aktuelle Wochenmagazin muss in allen relevanten Vertriebssparten heftig Federn lassen. Bei den regelmäßigen Beziehern kommt man mit einem Verlust von 5,3 Prozent „glimpflich“ weg und bleibt damit noch knapp über der Marke von 200.000 Abonnenten. Im Einzelverkauf gingen nur noch 208.889 Hefte über die Ladentheke, gleichbedeutend einem Verlust von heftigen 11,6 Prozent.
Abschließend auch noch ein Wort zur ePaper-Entwicklung bei den aktuellen Magazinen: einzig Focus zeigte hier im dritten Quartal eine stark zunehmende Tendenz und konnte die Zahl der Abonnenten seiner Digtalausgabe seit dem letzten Jahr nahezu verdoppeln. Dagegen stagniert die Zahl der Bezieher seiner ePaper-Ausgabe beim Spiegel. Weiterhin ohne offiziellen Ausweis bleibt die ePaper-Version beim Stern.
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